Hardware

Der Tube Bass ist als Bodentreter ausgelegt. Das handliche Alugehäuse hält das Gesamtgewicht im Rahmen. Der Boden ist abschraubbar, sollten an der Schaltung Wartungsarbeiten notwendig sein. Was sofort auffällt, ist die liebevolle Verarbeitung. Alle Beschriftungen sind eingraviert und mit Lack ausgepinselt. Das ist gegen Abnützung gefeit und sieht sehr exklusiv aus. Schalter, Potis und Buchsen sind von der solidesten Sorte. Die werden so manchen Fußtritt locker wegstecken. Klappern wir einfach mal alle Bedienelemente ab: auf der linken Gehäuseseite finden wir IN- und OUT-Klinkenbuchse, einen Groundliftschalter und einen HI/LO-Schalter zur groben Einstellung der Eingangsempfindlichkeit.

Auf der rechten Gehäuseseite sitzt der Anschluß für die externe 12V-Wechselstromversorgung. Dabei handelt es sich um eine große 4-polige Buchse und Stecker mit Überwurfmutter, die jeglichen Ärger mit verbogenen Buchsen, während des Gigs abgezogenen Stromversorgungen und ähnlichen Mist aufgrund zu schwach dimensionierter Bauteile für immer ad acta legen. Darüber befindet sich eine Belüftungsöffnung, da die Röhrenschaltung Abwärme erzeugt. Diese Öffnung wird aus einer Unzahl Bohrungen gebildet, welche penibelst die Fläche eines Dreiecks ausfüllen. Auf der Kopfseite ist das Herstellerlogo abgebildet, so dass die Musikerpolizei vor der Bühne mit einem Blick erkennt, woher der Bassist seinen tollen Sound nimmt.

Richtig interessant wird es auf der Oberseite unseres kleinen Freundes.

Ein ON/OFF-Fußschalter steuert den Hardwarebypass. Im Falle eines Komplettausfalls kann das Signal einfach durchgeschleust werden. Ich kann mir im Moment keinen anderen Grund vorstellen, warum jemand den Tube Bass sonst ausschalten wollte. Der zweite Fußschalter CH1/2 läßt die Wahl zwischen zwei GAIN-Level zu. Die dazugehörigen Potis sitzen in der Mitte der Potireihe. GAIN 2 ist grundsätzlich "heißer", also empfindlicher ausgelegt.Alle Potis laufen sahnig-fett und sind mit schwarzen Kunstoffknöpfen ausgestattet. Ein im Knopf eingelassener Edelstahlpunkt macht die Einstellung auch bei schlechtem Licht gut sichtbar. Jetzt schnell der Reihe nach von links angefangen:

Die Klangregelung ist passiv realisiert. Mittig sitzt noch ein dreieckiges Fensterchen aus Plexiglas, welches zum einen den Blick auf die beiden ECC83-Vorstufenröhren öffnet, zweitens die CHANNEL-Wahl durch grünes/rotes Ausleuchten des Tube Bass Inneren mehr als deutlich macht. Vervollständigt wird diese perfekte Konstrukion durch den abnehmbaren Boden und vier Gummifüßchen. Das mitgelieferte Netzteil hat ein 3m langes Kabel. Das sollte reichen.

Noch Wünsche offen? Uff, ich bin einigermaßen erschlagen. Perfekt, aber wahrscheinlich den Preisrahmen sprengend wäre eine integrierte DI-Box wie im sansamp Bass Driver oder im EBS Microbass II.

(all pictures by Gunnar Preuss)


to be continued...

Teil II

Funktionsweise/Sound

Den Tube Bass als Vorschaltgerät zu benutzen, hieße Gefahr laufen, dass die minderwertige Vorstufe des Bassamps das versaut, was der Tube Bass an exceptionellem Klang erzeugt.

Wir haben es hier mit einem Klangverbesserer erster Güte zu tun. Der Bassound wird klarer, aufgeräumter, die Bässe kompakter und die Höhen ordentlich aufgemöbelt. Aber ohne den gefürchteten Badewannen-eq-Effekt, welcher den Bass oft unortbar im Bandsound versacken läßt. Beim Berliner Tube Bass bleiben Punch und Attack erhalten. Der Grundsound ist rockig und präsent, niemals klinisch, immer lebendig.

Eine durchgängig vorhandene sanfte Kompression macht es einfach, direct-to-disk aufzunehmen, wobei der Bass right-in-ya-face sitzt. Slapping wird perfekt unterstützt.

Wie von Röhrenpreamps gewohnt bewirkt hohes Gain/niedriger Master eine Anfettung des Klangbildes, ziehe ich den Master voll auf und regele die Gesamtlautstärke über Gain 1, ergeben sich offenere Höhen und eine knalligere Dynamik.

Je nach Output des Basspickups lassen sich im grünen Kanal bei vollaufgedrehtem Gain erste Verzerrungen erahnen. Ein Viertel runtergeregelt ist er dann übersteuerungsfest.

Der zweite Kanal ist heißer und auf Rockzerre ausgelegt, Billy Sheehan artige Sounds sind nicht möglich. Es reicht aber völlig, um die Gitarristen zur Verzweiflung zu treiben. Bedingt durch gewisse metallisch klingende Obertöne kommen die Anschläge sehr durchsetzungsstark daher. Die Bässe bleiben erhalten und es geht kein "Körper" verloren.

HIGH ist ein eher unspektakulär arbeitender Tiefpass. Die Höhen werden kontinuierlich gefiltert, wobei der Ton auch bei Linksanschlag nicht unbrauchbar dumpf wird.

LOW ist der entsprechende Hochpass. Er arbeitet ungleichmäßiger als der Höhenfilter. Von 17:00 runter bis 11:00 passiert nur in Nuancen etwas. Zwischen 11:00 und 9:00 werden die Bässe drastisch abgesenkt, um darunter völlig ausgedünnt zu sein. Übrig bleibt ein Jacques Bono artiger Solosound, der eher wie ein Fender Six daherkommt (kennt irgendwer Wes Montgomerys Aufnahmen mit dem Fender Six? Pattitucis dieser Welt, geht nach Hause!).

COLOUR ist der Badewannenfilter, wobei sich im Zusammenspiel mit LOW und HIGH fette Soulbässe mit ordentlichem Klick einstellen lassen. Heftiges Kurbeln lohnt sich!

Der Ausgangspegel reicht aus, um direkt in eine Endstufe zu gehen. Mit dem Tube Bass und einer Class-D-Endstufe hat man dann endlich die Gigbag-taugliche High-End-Lösung. Fehlt nur noch die aufblasbare 8x10"-Box.

Ganz vergessen: Nebengeräusche...welche Nebengeräusche? Ok, vergessen wir das.

Verglichen mit anderen Röhrenpreamps kommt unser neuer Freund sehr gut weg. Der Peavey T.B.Raxx hat zwar eine extrem vielseitige Klangregelung, ist in den Höhen aber nicht so offen und erzeugt hörbare Nebengeräusche. Der große Reußenzehn ist luxuriöser in der Ausstattung, fühlt sich noch kompakter an, krankt aber an einer merkwürdigen Klangregelung und schlechtem Zugriff auf die Frequenzen zwischen 400 und 1500 Hz. Außerdem ist er sehr teuer. Die kleinen Dosen Daniel D und Bassmax sind wiederum ohne Klangregelung und wirken im direkten Vergleich einen Ticken bedeckter, aber von gleicher "Ehrlichkeit". Der H&K Bassmaster wirkt künstlich und aufgeblasen gegen die direkte Natürlichkeit des Tube Bass.

Beurteilung

Die gebotene Klangqualität katapultiert den Tube Bass direkt in die oberste Liga der Röhrenpreamps. An heimischen Herstellern gibt es da nur Reußenzehn, dessen Bassmax und Daniel D deutlich unflexibler ausgelegt sind. Der große 19"-Preamp des Offenbacher Herstellers bietet einiges mehr an Regel- und Anschlußmöglichkeiten, kostet aber auch das dreifache. Insofern ist jedem Röhrenliebhaber das kleine Berliner Kistchen auf's Wärmste ans Herz gelegt. Die beeindruckende Verarbeitung, die effektiven und intuitiv nutzbaren Regelmöglichkeiten und die sehr guten Sounds lassen den Tube Bass jeden einzelnen Euro wert sein.


Antworten auf bislang aufgeworfene Fragen:

Das Fensterchen ist aus Plexiglas, man kann nicht in die Kiste reinpinkeln

Der EQ ist passiv ausgelegt (Herstelleraussage).

Preis um die EUR 250


Teil III (Soundz & more) folgt in Kürze...

ein kleiner Vorgeschmack