Mittlerweile habe ich das Streifenhörnchen an Basscake weiterverkauft.
Der Basscake wohnte zu diesem Zeitpunkt in Australien in der Nähe von Adelaide.
Lest mehr, was der Basskuchen zu dem Instrument zu sagen hat.
Etwas ganz spezielles. Ein Headless Bass im "Paddel"-Design, also dem genialen Vorbild der Steinbergerbässe nachempfunden. Die Herkunft liegt etwas im unklaren, wahrscheinlich ist es ein deutscher Prototyp aus den 80ern, gerüchteweise von Andy Schack gebaut. Die mehrstreifige Ahorn/Mahagoni-Konstruktion legt den Spitznamen "Streifenhörnchen" nahe. Abgekauft habe ich das Instrument Kai Schröder, welcher auf den Bildern zu sehen ist.
Ich habe das Instrument bei Sign-Guitars überarbeiten lassen:
Sehr schön zu sehen ist die durchgehende Konstruktion. Die Schaller 2000 Brücke war in den 80er Jahren schwer in Mode. | |
Die handgearbeitete Saitenaufhängung aus Messing. Dadurch kann man handelsübliche Saiten benutzen und ist nicht auf Double-Ballends angewiesen. | |
Vier Gitarrenmechaniken von Schaller, gut geschützt gegen versehentliches Verdrehen. Die Saiten laufen durch die Schaller 2000 Brücke hindurch. |
Den Bass habe ich 1985 im Tausch gegen ein Tascam Porta One erstanden, welches damals neu DM 1300,- gekostet hatte, was ich aus dem Verkauf meines ersten Sperrholzkontrabasses finanziert hatte... gut - das gehört eigentlich nicht hier hin... Jedenfalls dachte ich derzeit dringend einen bebundeteten Bass als Ergänzung zu meinem Fretless zu benötigen und war ziemlich heiß auf diese kompakte Form. Eigentlich wollte der Vorbesitzer ihn mir für DM 1600,- verkaufen. Seinem Bericht nach ist der Bass ein Einzelstück. Soweit ich mich erinnere, erzählte er was von Schack und Prototyp usw.. Das Teil war mit zwei DiMarzio-JB- Pickups mit weisser Abdeckhaube bestückt. Die Elektronik wurde von 2 9V-Blöcken mit 18V gespeist, wobei eigentlich keine aktiven Bauteile für einen Preamp zu erkennen waren, wohl aber eine sehr komplexe Beschaltung der Potis. Der Klang hat mich sehr begeistert. Die Kombination von Ahorn und Mahagoni brachte genau die richtigen Anteile von knurrigem Fundament mit klarer Höhenbrillianz zusammen. Bautechnisch sehr stabil und unverrottbar, leicht und immer dabei. Ein Gerät für alle Fälle. Übrigens steckte der Bass in einem weissen Lederimitatpräservativ, das jetzt auch in Marcs Besitz ist, was der Optik nach auch etwas anderes als einen Bass vermuten ließ. Jedenfalls wurde ich auf der Fahrt von einer Probe auf einem alten Industriegelände plötzlich mit Sirenengeheul von einem grünweissen Auto verfolgt, mit vorgehaltener Pistole zum Aussteigen gedrängt und gefragt, was ich denn gerade für eine Waffe in den Kofferraum geladen habe. Jemand hätte bei der Polizei angerufen, dass da Leute mit obskuren Koffern und Taschen durch die Dunkelheit schlichen. Nach dem Auspacken und allgemeinem Gelächter ergab sich dann noch ein nettes Gespräch mit den Herren, von denen einer ganz begeistert von meinem Bässchen war. Weiter zum Bass: Die Saitenaufhängung am Halsende bestand ursprünglich in nicht viel mehr als einem Messingblechwinkel so um die 4mm stark. Ich habe diesen Winkel nach meinen Vorstellungen zurecht gefeilt, so dass sich ein fliessender Übergang vom Halsende zum Saitenhalter ergab. In diesem Zustand habe ich ihn ca. 2 Jahre gespielt. Irgendwann war ich mir aber nicht mehr sicher, ob ich wirklich einen Bundbass benötigte und habe schließlich das Griffbrett entgrätet, die Bundschlitze mit Holzkitt aufgefüllt und das Griffbrett mit Epoxy lackiert. (Der Marc wird jetzt Augen machen, weil er die Geschichte glaube ich auch noch nicht kennt ;-)) Der Sound war richtig schön furztrocken und knarzig; auch in dem Zustand habe ich ihn einige Monate bedudelt, bis mir der Sinn nach einem homogeneren Griffbrett stand. Ich spaltete das alte Griffbrett ab und habe ein neues aus Ebenholz aufgezogen (jetzt fällt dem Marc dieKinnlade runter...). War auch toll. In meiner mir angeborenen Untentschiedenheit und wegen einer Situation, die doch wieder einen Bundbass erforderte, habe ich das neue Griffbrett irgendwann wieder gegen das alte ausgetauscht und die Bünde wieder eingeschlagen, was mir allerdings nicht so professionell gelang. Da kann der Marc ein Lied von singen - oder jetzt auch slappen. Spielbar und gut klingend war der Bass dann trotzdem. Von Anfang der 90er diente mir der Bass dann nur noch als Ersatzteillager, d.h. er wurde mit der Zeit seiner Innereien beraubt, die ich anderweitig benötigte. Leider war es mir mangels Notizen später nicht mehr möglich die durchaus effektive Elektronik zu rekonstruieren. 2003 wollte ich ihn reaktivieren. Weil die Nuss des Halseinstellstabes aber schon relativ durchgenudelt war, konnte ich den Hals nicht mehr einstellen. Deswegen nahm ich den Bass mit zu einem Besuch bei Magnus Krempel, der mir eine neue Nuss zusammenfrickelte. Normal erhältliche Ersatzteile haben nämlich aus irgendeinem Grund nicht auf das bestehende Gewinde gepasst. Durch diverse Lebensumstände und Schicksalsschläge sah ich mich dann Anfang 2005 veranlasst alles mögliche an Inventar zu veräußern, darunter auch den Paddelbass. Da kam mir der Marc auf der Suche nach was schickem Kleinen gerade recht und so kam es, dass Marc schamlos meine Situation ausnutzend für'n Appel und 'n Ei meinen Sperrmüll erstanden hat. So wie's aussieht, hat er den Bass in liebevoller Weise von weiser Hand reanimieren lassen. Und irgendwie bin ich fast ein wenig neidisch, dass er da jetzt so ein gut klingendes Schätzchen sein Eigen nennt, an dem eine Menge persönlicher Geschichte hängt. Auf dass das Streifenhörnchen noch viele gute Jahre erleben mag! ;-D Kai