Vigier Arpege


Specs

Model              Arpege
Strings            6
Serial Number      026
Date               19.06.2002
Neck Wood          maple
Neck construction  90/10 wood/graphite
Fingerboard        Phenol
Frets              21
Nut                zero fret
Trussrod           none
Body wood          maple/alder/maple
Weight             4,63 kg
Surface            Maple
Pickups            2x Benedetti, Alnico 8, Single Coil
Electronics        modification: Glockenklang 2-band, original: Vigier 12-preset
Hardware           Kahler bridge, Schaller tuners


Sounds (passive)...

Sounds (active)...


Erste Probe

Der Arpege ist einmal sauber gemacht (der Vorbesitzer ist wohl starker Raucher), frisch besaitet mit
D'Addario FlexSteels und die Brücke einmal grob eingestellt worden. Zu beachten ist, dass ie FlexSteels
weit ausschwingen und ziemlich voluminöse Bässe haben, gerade am Anfang, wenn sie noch eingespielt werden
müssen.

Im Proberaum steht ein Mesa Boogie Bass Strategy 8:88 auf zwei 212er SAD-Boxen, davor ein Treterboard mit
Okko Motörbass Zerrer, Aguilar Aggro Zerrer, dighom AIIfred Zerrer, Ibanez Airplane Flanger, tech21 Bass
Boost Chorus und Ibanez Wheeping Demon Wha.

Gespielt wird schneller Punk- und Rotzrock, sehr laut.

Mit Voicing 3 am Amp starte ich mal. Das ist die nearly flat Einstellung, welche mir i.d.R. etwas zu mittig
ist. Ich tendiere eher zu Voicing 2 oder gar 1, die den großen, voluminösen 400+ Sound aufleben lassen. Das
ist hier nicht nötig, die FlexSteels und der Bass selber geben mir einen breiten Sound mit tiefen Bässen und
gutem Zing obenrum. Der Halspickup röhrt gewaltig, schonmal gute Voraussetzungen.

Problematisch ist der viel zu hohe Output der Vigier-on-board-Elektronik. Das haut einem jeden sorgfältig
austarierten Zerrgrad kaputt. Klar kann man am Bass runterregeln, aber dann ist es mit der Reproduzierbarkeit
nicht weit her. Ich sehe es kommen wie bei den anderen beiden Vigiers: die Elektronik muss raus. M.E. sollten
alle Bässe ähnliche Pegel haben, damit man locker mal Instrumente tauschen kann, ohne gleich überall nachregeln
zu müssen.

Nach etwas Gefummel stimmt die Treterkette soweit und wir rattern durch die ersten Stücke.

Der Halspickup klingt sehr weich, mein Drummer beschwert sich, dass ich nicht genug Druck mache. Ich stelle fest,
dass die Mischpositionen den Punch besser übertragen. Erstaunlicherweise finden sich hier unterschiedlich gefärbte
Mischungen der beiden Pickups mit denen es sich zu experimentieren lohnt. Das kenne ich von anderen Bässen garnicht.
Meist funktionieren ausschließlich: nur Hals / beide gleich / nur Steg. Ausgehend vom röhrigen Halssound kann ich
etwas Stegpickup zugeben und bekomme einen aufgeräumten, cleanen Sound mit gutem, tiefsitzendem Punch. Ausgehend
vom Stegpickup mische ich etwas Halspickup dazu und bekomme einen definiert knurrenden, hochmittigen Sound mit
kontrolliertem Bassvolumen.

Nach ein paar kleineren Justagen am Amp tritt der Bass dann auch im Bandsound wieder in den Vordergrund, alle
sind happy.

Beim Spielen fühle ich mich sehr wohl mit dem Arpege. Der Hals ist sowieso genial. Ich kenne keinen angenehmer
zu greifenden 6er-Hals weit und breit. Das Instrument hängt gut am Gas, ich kann die Dynamik kontrollieren und
Einzeltöne gezielt rausspringen lassen ohne allzuviel Kraft reinstecken zu müssen oder dass das Instrument
hypersensibel reagiert.

Das Zusammenspiel mit den Zerren ist ebenfalls ganz nach meinem Geschmack. Ohne viel Fummelei bekomme ich einen
brüllenden Sound mit deutlichem Anschlag und ohne dass es furzig klingt. Schön perkussiv und eher so englisch
kratzig. Auch der etwas spezielle, da mittenlochige Aguilar Agro gefällt mir besser als mit anderen Instrumenten.
Das ist jetzt mein dritter Vigier und diese Instrumente faszinieren mich mehr und mehr. Im Attack irgendwo zwischen
den ultraschnellen Lefays und den gemütlichen Traditionsbässen angesiedelt kann man mit einem Vigier schlichtweg
alles mögliche machen. Vielleicht finden sich auch in Deutschland mehr Liebhaber dieser speziellen Franzosen,
die ideenmäßig schon immer weit vorne weg waren.

05/2018
Austausch der Elektronik

Die Glock-2-Band kannte ich schon, da ich sie vor Jahren mal in einen
Ibanez Gary Willis eingebaut hatte und damals als "verändert den Sound
gar nicht" vermerkt hatte. Jetzt brauchte ich eine Aktivelektronik für
einen Vigier Arpege von Anfang der 2000er. Dessen Preset-Elektronik ist
m.E. ziemlich überfrachtet. Ich wollte etwas, das a) auch passiv nutzbar
ist (leere-Batterie-Paranoia), und b) die Dynamik und den Sound nicht
verändert. Beides trifft auf die Glock-2-Band zu. Nicht ohne Grund
verbaut Vigier in den aktuellen Modellen eine Custom Glock Elektronik.

Einbau: die Elektronik ist weitgehendst vorverdrahtet, ein
Verdrahtungsschema liegt bei, außerdem ein 9V-Batterieclip und eine
Klinkenbuchse. Die Potiachsen sind ziemlich schlank und auch die
beiliegenden Unterlegscheiben etwas klein. Bei großen Potilöchern nicht
ganz perfekt. Hier würde ich mir breitere Unterlegscheiben wünschen.
Dennoch ist dann alles zügig eingebaut und verlötet.

Versorgung: geht mit 9V und 18V. Ich habe, da reichlich Platz verhanden,
zwei Batterien angeschlossen. Dazu braucht es einen zweiten Clip.

Sound, passiv: klingt alles klar und dynamisch. Das Pan-Pot regelt sehr
schön und ohne Lautstärkeeinbruch in der Mitte hin und her. Der
Vol-Regler zeigt eine praxisgerechte Wirkung und ist gut dosierbar. Die
Höhenblende erlaubt mumpfige oder leicht bedeckte Sounds.

Sound, aktiv: hier kommt doch ein kleiner Schub an Klarheit hinzu. Die
Kabelkapazität wird deutlich kompensiert, sobald man niederohmig ist.
Pan- und Vol-Pot verichten ihren Dienst genauso unauffällig wie im
passiven Betrieb. Bass- und Treble-Regler sind so hoch bzw. tief
angesetzt, dass der Charakter des Basses nicht verändert wird, auch bei
drastischen Einstellungen. Man kann sehr schön den Sound dicker/dünner
oder heller/mumpfiger machen.

Dynamik: zwischen aktiv und passiv kann ich beim besten Willen keinen
Unterschied feststellen. Absolut gleiches Spielgefühl.

Handhabung: die Potis laufen schön fett, was der kontrollierten
Regelbarkeit entgegen kommt.